Der Wiesen-Kerbel und der Wiesen-Bärenklau sind zwei interessante Wild- und Heilkräuter, die besonders häufig an Wiesen, Bachläufen, Wald- und Wegrändern zu finden sind. Sie haben ähnliche Blätter, kräftige Stengel und blühen ab Mai in prächtigem Weiß. Zudem gehören sie zu den Doldenblütlern. Da gerade in dieser Familie eßbare Vertreter (z.B. Wiesen-Kerbel, Wilde Möhre, Süßdolde) und Heilpflanzen (z.B. Wiesen-Bärenklau) mit tödlich giftigen Doppelgängern (z.B. gefleckter Schierling) verwechselt werden können, ist genaues Beobachten erforderlich.
Für den Laien sind Doldenblütler nicht immer eindeutig zu erkennen! Oft werden sie mit dem stark giftigem Schierling verwechselt. Diese Wildkräuter eignen sich nicht für Anfänger.

1. Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris)


Der Wiesen-Kerbel (Anthriscus sylvestris) ist eine ausdauernde, krautige Pflanze. Er kann bis zu anderthalb Meter hoch werden und blüht im Frühjahr (zwischen April und Juni) als erstes Doldengewächs. Das unterscheidet die Pflanze auch von den anderen Doldenblütlern. Sein unbefleckter Stängel ist innen hohl, behaart und gefurcht. Er ist dicht mit zwei- bis dreifach gefiederten Blättern besetzt. Der Umriss des Blattes ist dreieckig, mit länglich-eiförmigen und wiederum gefiederten, zierlichen Unterblättchen. Sie sind kaum beharrt und farnartig. Beim zerreiben der Blätter kommt das süßliche Aroma von Anis und Fenchel zum Vorschein.

Verwendung & Wirkung des Wiesen-Kerbels
Wiesen-Kerbel ist eine alte Gewürzpflanze. Er riecht leicht nach Petersilie und hat einen hohen Gehalt an Vitamin C, Eisen, Carotin und Magnesium. Man kann die frischen, jungen Blätter und Triebe in Wildkräuter-Salaten, Kräuterquark, Suppen oder wie Spinat gekocht verwenden. Frisch gezupfte Blätter schmecken auch köstlich auf Butterbrot oder im Rührei. In der Naturheilkunde verwendet man die Blätter als Tee gegen Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Verstopfung und Durchfall und als Umschläge gegen Hautausschläge. Der Wiesen-Kerbel wirkt leicht harntreibend.


Wiesen-Kerbel Soße nicht nur am Karfreitag
Für die Soße verwendest du am besten nur frischen Wiesen-Kerbel. Sie passt besonders gut zu Fisch und Kartoffeln.
- Zwiebel hacken und in Butter glasig anschwitzen.
- Etwas Mehl dazugeben, anschwitzen und gut rühren.
- 150 ml Brühe und etwas Weißwein langsam unter Rühren angießen.
- 100 g Creme Fraiche dazugeben und eine handvoll kleingeschnittenen Kerbel unterrühren.
- Mit Salz, Pfeffer und etwas Zitronensaft abschmecken.

Besonders köstlich schmeckt der Wiesen-Kerbel auch in Semmelknödeln zusammen mit Parmesan, Butter und Pinienkernen. Das Rezept findest du hier – tausche einfach den Bärlauch mit dem Wiesen-Kerbel aus.
2. Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium)


Der Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondylium) ist ebenfalls eine krautige Pflanze und wird bis zu eineinhalb Metern hoch. Die Stängel sind innen hohl, kantig und mit Borsten besetzt. Den Namen hat er von seinen großen, behaarten Blättern, die im Umriss an eine Bärentatze erinnern. Im Gegensatz zum Wiesen-Kerbel blüht die Pflanze erst zwischen Juni und September. Der Wiesen-Bärenklau enthält ätherische Öle, die etwas unangenehm riechen.

Wirkung & Verwendung des Wiesen-Bärenklau
Empfindliche Menschen können nach Berührung eine sogenannte Kontaktdermatitis (Ausschlag) ausbilden. Davor soll an dieser Stelle gewarnt werden. In der Naturheilkunde wird die Pflanze gegen Erkältungen, Hautausschläge, Monatsbeschwerden und Verdauungsbeschwerden einsetzt. Hierfür werden einige Blätter mit heißem Wasser übergossen und als Tee nach 5 Minuten getrunken. Auch als Hand oder Fußbad findet der Wiesen-Bärenklau Verwendung. In der Küche werden nur die jungen Blätter und Blütenknospen für Aufläufe, Suppen, Füllungen und Salate genutzt. Achtung, die Pflanze ist leicht giftig und nicht in rauen Mengen zu genießen!
„Ist der Stengel kantig rauh, heißt die Pflanze Bärenklau. Ist rund und glatt der Stengel, dann ist’s die Wurz vom Engel. Doch siehst Du daran Flecken, wirst Du schon bald verrecken.“
Verwandte Pflanzen – Achtung Verwechslungsgefahr!
Der Wiesen-Kerbel und der Wiesen-Bärenklau wird oft mit dem stark giftigem Schierling verwechselt. Dieser kann zu Atemstillstand und dadurch zum Tode führen. Eine Verwechslung mit dem Wilden Pastinak, der Süßdolde, der Wilden Möhre oder dem Wilden Engelwurz ist nicht weiter schlimm.

Zum Verwechseln ähnlich (von Links nach Rechts): Der Wiesen-Bärenklau, der Wiesen-Kerbel, Die Wilde Möhre, Wilde Pastinak
Deutliche Unterschiede zum Wiesen-Kerbel & Wiesen-Bärenklau
Gefleckter Schierling (stark giftig) – Meist rot gefleckter Stängel. Geruch: unangenehm nach Mäuseurin
Süßdolde (Beliebtes Wild- und Küchenkraut) – Kommt in der Natur nur sehr selten vor. Ihre Blätter riechen beim zerreiben nach Anis.

Wilder Pastinak (Wildkraut) – Pflanze riecht zerrieben aromatisch, mörenartig. Im Gegensatz zu den anderen Doldenblütlern hat sie gelben Blüten. Alle seine Teile sind essbar.
Wilde Möhre (Wildkraut) – Blätter der Pflanze sind deutlich beharrt. In der Mitte der Blütendolde befindet sich oft eine schwarzpurpurn gefärbte „Mohrenblüte“. Vor und nach der Blüte rollt sich die Dolde wie ein Vogelnest zusammen.

Wilde Engelwurz (Wildkraut) – Diese blüht erst zwischen Juni und September. Die Oberseite der Blätter ist rau, die Unterseite kurz behaart.


Quellen und Weiterführende Literatur
Beiser Rudi: Tee aus Kräutern & Früchten: 68 Teekräuter sammeln, zubereiten und genießen, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2020, S. 174 ff., Tee aus Kräutern und Früchten
Beiser Rudi: Vergessene Heilpflanzen, Botanik, Volksheilkunde, Anwendungen“ AT-Verlag Aarau, München 2016; ISBN: 978-3-03800-888-0
Bährle-Rapp, M. (2007). Wiesen-Bärenklau. In Springer Lexikon Kosmetik und Körperpflege (pp. 592-592). Springer, Berlin, Heidelberg.
Bund-Wiesenzentrum-Deutschland, Regionales Wiesen- und Weidewissen, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND): Wiesen-Bärenklau, http://www.bund-wiesenzentrum.de/Wiesenblumen/Wiesen-Bärenklau.html (Abgerufen 05/2022)
Elfrune Wendelberger: Heilpflanzen, BLV Buchverlag GmbH & Co. KG, München, 2005 BLV Taschenbücher, Heilpflanzen
Hiller Karl; Metzig, Matthias F.: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, Erster Band, Spektrum Akademischer Verlag; Heidelberg 2003
Hiller Karl, Melzig F. Matthias: Lexikon der Arzneipflanzen und Drogen, 2. Auflage; Spektrum Akademischer Verlag 2010 ISBN: 978-3-8274-2053-4
Nabu, Sommer Blütenpracht: Die Wilde Möhre (Abgerufen 05/2022) https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/14041.html
Pflanzen-Vielfalt.net, Wildpflanzen: Wilde Möhre (Abgerufen 05/2022) https://www.pflanzen-vielfalt.net/wildpflanzen-a-z/übersicht-i-p/möhre-wilde-möhre/
Pflanzen-Vielfalt.net, Wildpflanzen: Pastinak (Abgerufen 05/2022) https://www.pflanzen-vielfalt.net/wildpflanzen-a-z/übersicht-i-p/möhre-wilde-möhre/