Direkt vor der Haustüre lassen sich die köstlichsten Wildkräuter und Heilpflanzen finden. Nicht nur in den zahlreichen Parkanlagen, sondern auch an Brachflächen, Spazierwegen, Kleingartenanlagen oder Hinterhöfen. Die Hauptstadt Bayerns hat wunderschöne Natur zu bieten und punktet mit einer großen Anzahl an grünen Oasen. Drei Wildkräuter-Fundorte stelle ich dir in meinen Artikel vor.

1. Der Perlacher Forst

Der Perlacher Forst ist ein 14 Hektar großes Waldstück im Südosten von München mit einer grandiosen Fora und Fauna. Er ist Teil des Münchner Grüngürtels und Lebensraum für viele unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten. Mit seinen Biotopen und Wiesenflächen ist der Wald aber auch ein Eldorado für Kräutersammler. Hier wachsen allerhand heimische Wildkräuter und Beeren.
Verwunschene Pfade
Fichten und Tannen stehen hier teilweise dicht an dicht. Wusstest du, dass sämtliche Zapfen von Nadelbäumen mit Vodka oder Obstler aufgegossen zu leckeren Schnäpsen oder Likören verarbeitet werden können? Auf den schmalen Pfaden kommst du auch an zahlreichen Holunder-, Brombeer- und Himbeersträuchern vorbei. Vor allem im Frühjahr duften die Hollundersträucher himmlisch süß. Du kannst die Blütendolden zu Hollerküchle verarbeiten. Im Herbst kannst du mit den Beeren eine köstliche Marmelade zaubern, oder sie im Ofen trocknen und für den Wintertee lagern.

Wiesenkräuter für Pesto
Am berühmten Perlacher Mugl und an der 16er Wiese findest du eine Vielzahl an Wiesenkräutern: Schafgarbe, Königskerze, Spitzwegerich, Ackerschachtelhalm, Löwenzahn, Labkraut, Taubnessel, Augentrost und Dost. Auch das Ruprechtskraut, das nach Koriander schmeckt. Wie wäre es mal wieder mit einem Wildkräutersalat? Gemeinsam mit Girsch gibt das Grün ein ganz fantastisches Pesto! Schon mal ausprobiert?


Auf der Streuobstwiese kannst du dich frei an Obst bedienen. Hier wachsen Äpfel, Birnen und Marillen. Auf dem Streifen des „Mitter-Geräumt“ wachsen Hagebutten, Schlehen, Himbeeren und die schwarz, glänzenden Brombeeren. Das Superfood hat einen sehr hohen Anteil an Vitamin C und A. Letzteres ist für unseren Sehprozess wichtig. Etwas unter den Bäumen findest du die Walderdbeeren und im Frühjahr den Bärlauch, der köstlich auf einem frischen Butterbrot schmeckt. Hier findest du auch viele Haselnusssträucher.
Schau genau hin und nehme dir die Zeit, die Köstlichkeiten zu entdecken.


Wildpflanzen-Genusstour im Perlacher Forst
Du interessiert dich für Wild- & Heilkräuter, bist dir aber mit den Pflanzen noch unsicher? Wie wäre es mit einer geführten Kräutertour durch den Perlacher Forst?

aroma&kraut
Lust auf einen grünen und genussvollen Feierabend? Von Anfang April bis Mitte September bieten wir Kräuterwanderungen mit Genussfaktor im Perlacher Forst an. Hier wachsen viele essbare Wildpflanzen, die es aufzuspüren, sicher zu bestimmen und natürlich zu probieren gilt. Neben bekannteren Gewächsen wie Giersch, Schafgarbe und der Brennnessel finden wir bei der Wildkräuterführung im Perlacher Forst auch unbekanntere Genüsse wie Waldengelwurz, Schönen Lauch oder Wirbeldost. Viele Rezepte und Anwendungsmöglichkeiten verraten wir direkt an der Pflanze.
2. Unterföhringer Badesee & Obere Isarauen

Der idyllische Weiher entstand ursprünglich als Baggersee und ist heute als Unterföhringer Badesee bekannt. Einige Uferabschnitte sind mit Sand aufgeschüttet und bieten weitläufige Liegeflächen auf der Westseite. Nur ein Handwurf davon entfernt befinden sich die Oberen Isarauen von München. Dort gibt es versteckte Kiesstrände und Sandbänke mit privatem Wasserzugang. Ein idealer Ausgangspunkt also, um die vielen Wildkräuter und Pflanzen vor Ort zu entdecken.
Brombeeren, Spingkraut & Goldrute

Hier gibt es allerhand Wiesenkräuter. Auch hochwachsende Pflanzen, wie die Blüten der Kanadische Goldrute, Brombeeren und die Früchte des Weißdorn lassen sich hier ernten. An einigen Stellen wächst das drüsige Spingkraut. Die Blätter sind leicht giftig und können nur zur äußeren Anwendung verwendet werden. Allerdings sind die Blüten essbar und sehr lecker! Sie geben zum Beispiel einen schönen Farbtupfer in deinem Tee oder können sehr gut als essbare Deko für Salate oder Käseplatten verwendet werden.
Südlich des Seegartens (Biergarten) gibt es einen Wegabschnitt, der direkt zu den Oberen Isarauen führt. An der Ufernähe findest du Giersch und Bärlauch. Die jungen Blätter kannst du für Salate, Pesto oder als Frischkraut für dein Brot verwenden. Wenn du den breiten Kiesweg flussabwärts folgst, findest du eine Reihe weiterer Wildkräuter: Hier wachsen viele Sträucher des Weißdorn, Brennnesseln, Quendel und an wenigen Stellen Brunnenkresse. Folge jetzt dem Weg über die Brücke. Entlang des Kanals findest du einige Holundersträuche sowie Giersch, Hagebutten und Brombeeren. Auch das Springkraut sowie die Goldrute wachsen hier. Wenn es etwas kühler wird kannst du an den feuchten Stämmen der Holundersträucher auch die Judasohren sammeln (Pilze).

Japanischer Staudenknöterich. Was ist denn das?

Der Japanische Staudenknöterich gilt als invasives Unkraut, d.h. sie verbreitet sich sehr schnell und ist in ökologischer und ökonomischer Hinsicht eine bedenkliche Pflanze. In Asien ist diese allerdings als Heilkraut bekannt. In der traditionellen Chinesischen Medizin hilft er bei Rheuma, Husten, Verbrennungen, Magengeschwüren und Lebererkrankungen. Die Frühlingstriebe des Knöterich lassen sich wie Spargel kochen, braten und dämpfen oder wie Rhabarber zu Süßspeisen verarbeiten. Auch diese Pflanze findest du an den oberen Isarauen von München.


3. Der Westpark
Der Westpark entstand im Jahr 1983 im Rahmen der Internationalen Gartenausstellung (IGA) Münchens. Hierbei ließ der Landschaftsarchitekt Peter Kluska an manchen Stellen das Erdreich acht Meter tief abtragen und an anderer Stelle 17 Meter aufschütten. Seitdem sind die 69 Hektar frei zugänglich. Auf Wunsch der Münchner Bevölkerung sind die asiatischen Anlagen nach Ende der IGA erhalten geblieben. Der Park wird durch den Mittleren Ring in einen Ost- und Westabschnitt geteilt, die durch eine Überführung miteinander verbunden sind. Zu den Attraktionen des Parks gehören verschiedene Themengärten, verwinkelte Spazierwege und traumhafte Plätze die zum Verweilen einladen.

Wildkräuter für deine Teeküche

Für deinen Wildkräuter-Spaziergang im Westpark lohnt sich besonders der Abschnitt zwischen der Glimstraße und der Preßburger Straße. Hier gibt es eine tolle Auswahl an unterschiedlichen Kräutern: Salbei, Rosmarin, Lavendel, unterschiedlichen Thymianarten und Bergminze. Dazwischen lassen sich Hundsrosen, die Kanadische Goldrute und den Dost finden. Auch Giersch und die Königskerze kommen vereinzelt vor.
Ein sehr schön angelegter Fußgängerweg führt durch den Rosengarten um den kleinen See herum. Am Ufer findest du – zwischen Entengeschnatter und Joggern – Wiesenknöterich, Rossminze, Dost, Walnussbäume und Holundersträuche. Achte auf Verunreinigung durch Tiere (Hund, Gänse). Auf der Höhe des Rosengartens wachsen wunderschöne Wildäpfel und Hundsrosen. Die Hagebutten der Hundsrosen helfen bei Blasenentzündung und Vitaminmangel. Als Mouse ergeben sie auch eine köstliche Nudelsoße. Roh lassen sie sich am besten nach dem ersten Frost genießen, da sie erst dann ihre volle Süße erreichen. Da Vitamin C nur im Wasser erhalten bleibt, sind die Hagebutten vor allem im rohen Zustand sehr wertvoll.


Der Westpark (Ost) ist sehr weitläufig und in die Länge gezogen. Ausgehen vom Café „Gans am Wasser“ (sehr leckerer Café und super nettes Personal) lassen sich am Ufer Wasserminze, Braunelle, Dost und Frauenmantel entdecken. Auch die Hundsrose sowie Schlehen wachsen hier als dichte Hecken. Etwas nördlicher stehen auf der freien Wiese neu gepflanzte Johannisapfel-Bäume.

Geführte Wildkräuterwanderungen in München
Hast du Lust auf einen Spaziergang bekommen, aber du bist dir mit den Pflanzen nicht ganz sicher? Wie wäre es mit einer geführten Kräutertour durch die Parks von München? Es gibt es einige Experten, die dich während einer geführten Tour den Wild- und Heilkräutern sowie deren Anwendung näher bringen.
- Wildkräuter- und Fermentations-Workshops bei VILDVUCHS
- Kochkurse und Wildkräuterspaziergänge mit Angela Schuldt von Wilde Schote
- Kräuterwanderung und Verkostung mit dem „Kräuterwastl“ Sebastian Viellechner
- Wildkräuterführungen mit Hannah Porsche von Wild & Essbar

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Giersch. Unkraut auf dem Teller
Der Giersch wächst (fast) überall und hat schon manch einen Gärtner in die Verzweiflung gebracht, denn er verbreitet sich durch unterirdische Wurzelausläufer. Doch neben den vielen Vitaminen enthält die Pflanze einige Mineralstoffe, Spurenelemente und ist reichlich an Eisen. Zum Vergleich: In 100g Giersch stecken viermal mehr Vitamin C als in einer Zitrone.

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