Die Quitte. Kulinarisches Geschmackserlebnis

Während der stürmischen Herbsttage lassen sich im Oktober und November die letzten Wildbeeren und Früchte sammeln. Inzwischen sind die Quitten (Cydonia oblonga) goldgelb. Sie gehört zu den Kernobstgewächsen in die Familie der Rosengewächse. Die Vertreter dieser Familie haben meist recht kleine Samen, die als härtere Kerne ausgebildet sind. Hierzu gehören zum Beispiel Aprikose, Himbeere, Pflaume sowie Apfel und Birne.

Da die Quitte fast schon in Vergessenheit geraten ist, möchte ich dir hier die wertvolle Frucht vorstellen. Sie kann mit kulinarischen Geschmackserlebnissen aufwarten. 

Die goldgelben Quitten

Allgemeines zur Pflanze

Die Quitte gehört zu den ältesten Obstkulturen Deutschlands. Insgesamt gibt über 200 verschiedene Quittensorten, die in Apfel- oder Birnenquitte unterteilt werden. Die anspruchslose Pflanze bildet im Frühjahr zwischen Mai und Juni zahlreiche weiße oder hellrosa Blüten aus, die vor allem bei Bienen beliebt sind. Für eine erfolgreiche Bestäubung benötigt er keinen Zweitbaum, da er als selbstfruchtbar gilt. Die Blätter der Quitte sind dunkelgrün, breit oval und auf der Rückseite behaart. Gegen September reifen dann die Früchte. Wenn die Quitten ganz dezent duften und sich leicht vom Holz lösen lassen, sind sie reif. Hast du schon mal eine Baumwollquitte gesehen? Sie gehört zu den alten Sorten und trägt einen ausgeprägten Pelz.

„Mir sind viele Menschen begegnet, die ihre Quitten im Herbst auf den Kompost warfen, weil sie mit den Dingern nichts anzufangen wussten.“

Monika Schirmer, Süddeutsche Magazin, 2018
Quitten

Die Früchte der Quitte zubereiten

Während die Früchte der Apfelquitte etwas aromatischer schmecken, besitzen die Früchte der Birnenquitte meist ein weiches Fruchtfleisch. Aber Achtung, roh verzerrt sind die Früchte steinhart und holzig! Vor der Zubereitung muss erst der haarige Flaum mit einem sauberen Tuch gut abgerieben und der Stielansatz sowie das Kerngehäuse mit den Kernen entfernt werden. Quitten müssen nicht unbedingt geschält ­werden, je nach Rezept kann die Schale dranbleiben. Grundsätzlich wird die Frucht in einem Topf weich gekocht. Wer etwas weniger geduldig ist, kann auch einen Dampfkochtopf verwenden. In 5-10 Min. ist die Quitte butterweich! Geschmacklich liegt die Frucht irgendwo zwischen Birne, Apfel und Zitrone.

Vitamin C und viel Zink und Eisen

Die Frucht enthält viel Vitamin C, Kalium, Zink, Eisen, Kupfer, Mangan, Pektin und Tannin. Letzteres kann krankmachende Bakterien unschädlich machen. Das Pektin hingegen kann einen gereizten Darm beruhigen und gleichzeitig für eine gute Verdauung sorgen.

Übrigens: Auch die Japanische Zierquitte kann man essen!

Mein Lieblings-Rezept: Quittenmus

Für dieses gesunde Glück benötigst du etwas Zeit, zwei große Kochtöpfe, einen groben Sieb und ein paar Zutaten. Du kannst das köstliche Mus für süße Gerichte, wie Pfannkuchen oder als Kuchenbelag verwenden. Das Muss passt aber auch zu Ziegenkäse, Weichkäse, Wildgerichte oder zu Kartoffelpuffer. Garantiert gesund und lecker!

Das Quittenmus im Überblick:

  • Einfache Zubereitung
  • Vegan
  • Glutenfrei 
  • süßlicher, sauerlicher Geschmack

Zutaten:

  • 1 kg Quitten
  • 500 g Gelierzucker (2:1)
  • etwas Zimt, Kardamom und Piment

So geht es:

  1. Die Quitten waschen und den Pelz mit einem Tuch abreiben.
  2. Danach das Kerngehäuse und die Kerne entfernen. ACHTUNG: Die Kerne sollten als ganzes entfernt und nicht zerkleinert werden, weil diese Blausäure enthält.
  3. Alles zusammen in einen Topf geben und bei niedriger Stufe weich kochen. Die Gewürze kannst du jetzt schon dazu geben.
  4. Anschließend drückst du die Masse durch einen groben Sieb und kochst sie in einem separaten Topf auf. Wenn das Mus etwas feiner sein soll, kannst du mit dem Pürierstab nachhelfen.
  5. Jetzt gibts du den Gelierzucker hinzu und rührst alles gut um.
  6. Sobald die Masse eine fest-cremige Konsistenz erreicht hat, füllst du sie in sterile Gläser und lässt sie abkühlen. Das Mus ist ca. 1 Jahr haltbar.
Selbst gemachtes Quittenmus – königlicher Genuss!

Köstliche Varianten für dein Quittenmus:

  • Wenn dir die Marmelade zu sauer ist, kannst du auch etwas mehr Zucker (1/2 der Masse) oder Ahornsirup untermischen.
  • Die Kombination Quitte, Apfel und Hagebutte schmeckt als Mus ganz hervorragend!
  • Für die Winter-Edition gibst du noch etwas Vanillezucker und mehr Zimt hinzu.
  • Ein ganz besonderes Geschmackserlebnis: Mit der Kanadischen Goldrute bringst du eine blumige Note in das Mus. Hierzu gibts du die goldgelben Blüten der Goldrute – während die Quitten köcheln – dazu.
  • Eine sehr leckere Kombination: Schlehen und Quitten! Rezept nach Anleitung, statt 1 kg Quitten nimmst du 500 g Quitten und 500 g Schlehen. Schmeckt köstlich!

Die Quitte als Heilpflanze

Die Quitte hat als Heilpflanze schon eine sehr lange Tradition. Schon der berühmte Arzt Hippokrates hat die Früchte der Quitte bei Magen-Darm-Problemen und Fieber verschrieben. Heute wird der aus den Samen gewonnene Polysaccharid-Schleim, Glucuronoxylan, in Hautpflastern zur Wundheilung verwendet (Fachzeitschrift Journal of Agricultural and Food Chemistry), da dieser antibakteriell wirkt. Der Quittenschleim kann mit aufgeweichten Quittenkernen selbst hergestellt und in Form von Umschlägen verwendet werden. Zum Beispiel um Verbrennungen zu behandeln oder die Wundheilung anzuregen. Er hilft auch gegen trockene Lippen, Mitesser oder bei Sonnenbrand.

Neuere Studien gehen davon aus, dass die Quitte eine antidepressive Wirkung haben kann (Journal: The Ministry of Education -Morphology, Taxonomy, Composition and Health Benefits).


Literatur & Quellen:

Aneta Wojdyło, Jan Oszmiański, and Paweł Bielicki . Polyphenolic Composition, Antioxidant Activity, and Polyphenol Oxidase (PPO) Activity of Quince (Cydonia oblonga Miller) Varieties. Journal of Agricultural and Food Chemistry 2013, 61 (11) , 2762-2772. 

Ashraf, M. U., Muhammad, G., Hussain, M. A., & Bukhari, S. N. (2016). Cydonia oblonga M., A Medicinal plant rich in phytonutrients for pharmaceuticals. Frontiers in pharmacology7, 163.

Hannes Vollmuth, Süddeutsche Zeitung Magazin, Heft 48/2028: Die Quitte muss man erst streicheln, https://sz-magazin.sueddeutsche.de/essen-und-trinken/die-quitte-muss-man-erst-streicheln-86437 (Abgerufen 10/2020)

Mitteldeutsche Rundfunk MDR: Einen Quittenbaum pflanzen, vom 06.08.2020 https://www.mdr.de/mdr-garten/pflanzen/steckbrief-quitte-obst-garten-100.html (Abgerufen 10/2020)

Mühl, F. (2004). Alte und neue Birnensorten, Quitten und Nashi: Kulturgeschichte-Anbau-Sorten; Mit einer Einführung von Marianne Beuchert. Obst-und Gartenbauverlag

Sajid, S. M., Zubair, M., Waqas, M., Nawaz, M., & Ahmad, Z. (2015). A review on quince (Cydonia oblonga): A useful medicinal plant. Global Veterinaria14(4), 517-524. https://www.researchgate.net/profile/Muhammad-Zubair-27/publication/287811528_A_Review_on_Quince_Cydonia_oblonga_A_Useful_Medicinal_Plant/links/5679745708ae7fea2e988365/A-Review-on-Quince-Cydonia-oblonga-A-Useful-Medicinal-Plant.pdf

Söcknick-Scholz, R. (2003). Quitten: vergessene Köstlichkeiten?; Kulturgeschichte, Anbau und Verwertung. BoD–Books on Demand.

Syed Zameer Hussain, Bazila Naseer, Tahiya Qadri, Tabasum Fatima, Tashooq Ahmad Bhat. Quince (Cydonia oblonga)—Morphology, Taxonomy, Composition and Health Benefits. 2021, 49-62. https://doi.org/10.1007/978-3-030-75502-7_4https://doi.org/10.1021/jf304969b

Wikipedia: Quitten, https://de.wikipedia.org/wiki/Quitte (Abgerufen 10/2020)

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